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Olympia 1972: Heiterkeit und Abgrund


Heute erinnert noch diese Tafel an den Ort des furchtbaren Geschehens, das den „heiteren Spielen“ ein so abruptes Ende setzen sollte. Spätsommer 1972. Olympiade in München. Für mich als sportbegeisterter Teenie das große Ereignis des Jahres. Fasziniert war ich von den Spielstätten: das Zeltdach mit einer gewagten und verbindenden Konstruktion. Sie ließ das Stadion nicht wie herkömmliche Sportstätten als Kampfarena erschienen, sondern als ein Spielort, an dem sich die Jugend der Welt traf. Welch ein Unterschied zum heute noch martialisch anmutenden, in Beton gegossenen Olympiastadion in Berlin, in dem 1936 die Nazispiele stattfanden. Ja, es sollte ganz anders sein, was auch durch das künstlerische Gesamtkonzept gelang: von den Piktogrammen bis zum innovativen Olympischen Dorf. Olympia 1972 sollte im bewussten Gegensatz zu Olympia 1936 das leichte, demokratische, fröhliche, innovative und visionäre Deutschland repräsentieren. Tat es auch, bis jäh die Heiterkeit in abgrundtiefe Trauer überging. Hier, im olympischen Dorf, in der Connollystraße 31, geschah das unfassbare. Mit der Unterstützung deutscher Neonazis drangen palästinensische Attentäter in das Gebäude ein und nahmen israelische Sportler als Geiseln. 328 inhaftierte Gesinnungsgenossen sollten durch diese Kommandoaktion freigepresst werden. Die Erstürmung von zwei Hubschraubern auf der Militärflugbasis Fürstenfeldbruck scheiterte. Elf Geiseln waren starben, ebenso fünf Terroristen und ein Polizist.


Gestern, fast auf den Tag 50 Jahre nach dem Überfall in München, konnte in letzter Minute mit dem Angehörigen ein Verhandlungsergebnis vereinbart werden, das Entschädigungen in Millionenhöhe vorsieht. Außerdem wird eine gemeinsame deutsch-israelische Kommission eingesetzt, die die Geschehnisse am 5. und 6. September 1972 aufarbeitet.

Im Rahmen der Europameisterschaften der Leichtathleten konnte ich erstmalig auch das Olympische Dorf besuchen. Mir fiel auf, wie in diesem Sammelort der Sportlerinnen und Sportler bereits Wohnmodelle verwirklicht wurden, die heute hoch aktuell anmuten:

Barrierefreiheit, autofreier Bezirk (Autos befinden sich ausschließlich in der Tiefgarage), Kommunikationsbereiche, Spielplätze, Brunnen, selbst Tiny-Häuser wurden im Olympischen Dorf gebaut (die damals natürlich noch nicht diese Bezeichnung trugen). Was 1972 als Betonwüste verspottet wurde, besticht heute durch grüne Akzente: begrünte Dächer, Bäume und eine Riesenmenge an vielfältigen Pflanzen auf den Balkonen.



Auch ein ökumenisches Zentrum wurde im Olympiapark errichtet. Bei meinem Besuch mitten in der Sommerzeit waren allerdings die Türen verriegelt. Eine freundliche Raumpflegerin gewährte mir einen Einblick in den evangelischen Kirchenraum.


Noch in diesem Jahr soll im Zentrum eine internationale Jugendbegegnung stattfinden, die Jugendliche aus Israel und aus dem olympischen Dorf zusammenbringt.

Ein schönes Zeichen der Verständigung, wie ich meine.

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