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laufenohneschnaufen

24.

25.10.


Das letzte Bild meiner Laufenohneschnaufen-Reihe habe ich am heutigen Sonntagmorgen geknipst. Mein 12-Monate-Durchgang ist nun abgeschlossen. 24 Bilder sind entstanden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, trotz der immergleichen Perspektive. Dass der letzte Ausblick in den Nebel führt ist bezeichnend für die Lage, in der wir uns momentan befinden. Die Coronazahlen steigen wieder furchterregend, wir mussten in unserer Kirche die Hygienemaßnahmen verschärfen. Privat haben wir zwei Wochen herrlichen Urlaub hinter uns gebracht, in einer Ferienwohnung auf Rügen, im östlichsten Haus der Insel. Der Meerblick zur Steilküste, geheimnisvolle Buchenwälder, tosende Herbststürme und eine wunderbare Kulturlandschaft haben aus der coronabedingten "Notlösung" einen Volltreffer gemacht. Dazu kamen Kraniche, Bernstein, Räucherfisch und unendliche Wanderungen an den Stränden mit feinstem Sand. Kraft getankt haben wir auf jeden Fall für den Winter, der sich im Moment noch sehr nebulös anfühlt.



23.

20.9.


Im letzten Blog habe ich es angedeutet: mein Weg führt nicht durch die reine Idylle. Beton durchschneidet das Tal. Es kreuzen sich zwei Bundesstraßen (B30 und B32). Was dies für das Schussental bedeutet? Auf der einen Seite wurde mit der Fertigstellung des letzten Teilabschnitts der B30 die Umgehung Ravensburgs abgeschlossen, was zu einer gewissen Verkehrsentlastung für die Stadt führte, auf der anderen Seite bedeutet vierspuriger Verkehr eine hohe Belastung durch Lärm, was die Anwohner deutlich spüren. Zu einem großen Teil führt mein Weg parallel zur B30 und parallel zur Querspange B30. Die Hälfte meines Gesamtwegs begleitet mich der Lärm, der von den beiden Bundesstraßen ausgeht. Wie an früher Stelle beschrieben, schaffen mir die Ohrhörer eine gewisse Abhilfe. Wenn ich aber auf der Fußgängerbrücke die B30 überquere, kommen weder Sprache noch Musik gegen diesen ohrenbetäubenden Lärm an. Warum ich trotzdem diesen Weg nehme? Weil es Spaß macht und weil ich für diesen Spaß auch die Widrigkeiten des Lärms in Kauf nehme. Und: Die Informationen, die mir meine Radiosender liefern (vornehmlich SWR2 und DLF), bringen mir jedes Mal Erkenntnisgewinne. Manch guter Gedanke daraus ist schon in meine Predigt geflossen.


Die Brücke der B32 führt über die Schussen. Im Hintergrund das Rahlenschlösschen.


Die Unterführung unter der B30 von Ost nach West ...

... und von West nach Ost.


22.

17.9.2020


Ein wunderschöner spätsommerlicher Septembertag beginnt am frühen Morgen des 17.9.2020 mit einer Idee: Ich möchte zum Abschluss meines Blogs nicht nur den immer selben Ausschnitt meiner Nordic-Walking-Tour zeigen, sondern noch so etwas wie "Best of Strecke" beifügen. So unterbreche ich ab heute meinen Lauf und knipse Bilder auf dem Weg. Auch wenn es bei erster Betrachtung so scheint: Mein 5-km-Weg führt nicht nur durch die reine Idylle. Das Schussental ist extrem verkehrs- und damit lärmintensiv. Über ein Brücken- und Straßengewirr schlängeln sich unzählige LKWs. Die viel befahrene B30 bildet den Sound, der mich auf meiner Tour immer begleitet. Darum habe ich immer ein Knopf im Ohr. Eingespielt hat sich der Sender SWR2. Er bietet zu meiner Laufzeit beste Hör-Qualität: viel Klassik, gute Information und eine Kurzandacht. Die Kurzpredigten sind meistens sehr anregend. Das Live-Interview mit Anke Engelke, die auf einer Netflix-Serie eine Trauerrednerin spielt, war äußerst erfrischend anzuhören. Die geniale Komikerin als Trauerrednerin? Das klingt echt komisch. Wie die Schauspielerin die Fremdzuschreibung als "geniale Komikerin" aus der Journalistenfrage umdeutet, ist einfach genial und weckt Interesse an der Serie, die sich mit dem Tod aus unterschiedlichen Perspektiven befasst. Dass die professionellen Trauerredner*innen, die Pfarrer*innen im Interview überhaupt nicht vorkommen, empfinde ich als einziges Defizit. Aber vielleicht wird die christliche Perspektive in den weiteren Folgen der Netflix-Serie aufgenommen.

Der Laufweg führt zur Hälfte parallel zur Schussen ...

... und durch das weiträumige Gelände des Rahlenhofs: Ein Biohof mit SB-Markt, der saisonale Ware aus eigener Produktion gemäß Demeter-Richtlinien anbietet


Beim Pfadiheim "Edelweißpiraten"

Blick in Richtung Weststadt Ravensburg


21.

5.9.2020

Noch zwei Mal werde ich den Blog Laufenohneschnaufen gestalten, dann bin ich durch. Durch das Jahr. Im November 2019 habe ich die Homepage eingerichtet und im besagten Blog jeden Monat mindestens ein Bild aus derselben Perspektive gepostet. Was sich nie geändert hat: meine Stöcke, angelehnt an den Zaun. Was sich ändert, ist die Natur im Wechsel der Jahreszeiten. Nun haben wir Spätsommer. Der Blick schweift über die Rahlenhofer Felder, hinab ins Schussental, zu den Türmen der Weissenauer Abteikirche. Ganz in der Ferne kann man bei dem heutigen spätsommerlichen Föhnwetter das Österreicher Alpenpanorama erkennen. Alles ist dem ständigen Wandel unterworfen. Besonders eindrücklich der Himmel mit seinen Wolkenformationen. Gestern begingen wir den Ökumenischen Tag der Schöpfung. Eine kleine Gruppe traf sich unter den Kastanienbäumen im ZfP-Park zum gemeinsamen Singen. Mit Abstand. Tut echt mal wieder gut. Morgen werde ich meine Sommergottesdienstreihe zum Ende bringen. Ein zentraler Text aus der Bergpredigt habe ich ausgesucht: Mt. 6,25-34 Vom Sorgen. Eugen Drewermann sagt dazu: "Das sind die ruhigsten, lyrischsten, einladendsten Worte aus dem Munde Jesu im ganzen Neuen Testament." Ein toller Text! Vor allem die "Lilien auf dem Felde" ragen aus diesem Text heraus. Sie haben es mir angetan. Jesus verstand die Sprache der Blumen. Was er uns "durch die Blume" sagen will, auf das möchte ich abheben.


20.

27.8.2020

Zugegeben: An Georg Wilhelm Friedrich Hegel habe ich mich während meines Studiums vorbeigemogelt. Irgendwie schien mir der Philosoph, der heute vor 250 Jahren in Stuttgart geboren wurde, schwer verdaulich. Ist er ja auch. Aber inzwischen ist mir klar: die Anstrengung des Denkens lohnt sich. Denn nur so verfällt der Mensch nicht in naive Muster und Nachplaudereien vieler Möchtegernalltagsphilosoph*innen, die zu jedem Ereignis ihren Senf dazugeben. Friedrich Hölderlin, der ein paar Monate ältere Tübinger Stiftler, hatten wir im Frühjahr, nun ist Hegel dran. Beide, der Dichter und der Denker entspringen der evangelischen Theologie und haben sie auf unterschiedlichen Wegen eigenständig weiterentwickelt. Habe mir nun endlich zumindest mal eine Biographie des Denkers besorgt, bevor ich mich an seine Werke herantaste. Bin gespannt, ob ich der Denkwelt des ausgebildeten Theologen und bedeutenden Philosophen etwas mehr gewachsen bin. Mal sehen, welche neuen Erkenntnisse mir zuwachsen. Die Blöße, mich an Hegel vorbeigemogelt zu haben, möchte ich zumindest etwas kompensieren, Ich bin überzeugt: Denken lohnt sich, oder wie Hegel sagen würde: So ischs no au wieder.

Ein wunderschöner Spätsommertag, der zum Laufen einlädt. Nach einem Auszeithausbesuch werde ich heute meinen überschaubaren Verpflichtungen als Dekansstellvertreter -:) nachkommen. Nächste Woche Schwarzsee, für zwei Tage.



19.

10.8.2020

Eben aus einem verstörenden Traum erwacht: Junge, stramme Rechtsnationale im Gleichschritt und Reichsfahnen marschieren durch unsere Kirche. Ich war gerade damit beschäftigt, mit einem Techniker unsere marode Beschallungsanlage zu besprechen, als diese Kohorte aus dem Nichts kam. Ich schrie sie aus Leibeskräften an: Was fällt euch ein, unsere Kirche zu missbrauchen! Haut ab! Das taten sie auch mit einem Grinsen im Gesicht. Traum Ende. Ich stehe noch unter dem Eindruck eines informellen Besuches in Nürnberg. Die Stadt und die Metropolregion plant eine Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025. Tragende Idee ist u.a. eine Transformation des monströsen Reichsparteitagsgeländes. Eine kurze Meldung darüber im Radio hat mich angeregt, mir mal ein Bild von dem Ganzen zu machen. Ich war erschüttert über die Gigantomanie und den pseudoreligiösen Popanz, den die Nazis auf dem Zeppelinfeld zelebrierten. Eine hervorragende Dokumentation war in der unvollendeten "Kongresshalle" zu besichtigen. Das Leid der Zwangsarbeiter, die diesen Größenwahn produzieren mussten und viele davon mit ihrem Leben bezahlten, schreit aus allen Granitsteinen, die die Gefangenen herschleppten ... Gefälliger war dagegen die Beschäftigung mit Dürer, Besuch des Dürerhauses und des Germanischen Nationalmuseums. Dürer hat dem künstlerischen Humanismus im Deutschland des 16.Jahrhunderts einen Raum gegeben. Dies geschah durch einen Austausch der Kulturen, z.B. durch Reisen nach Venedig. Austausch der Kulturen? Das wollten die Nazis nicht. Sie waren sich selbst genug. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, lautete ihr Credo. Wie zynisch! Wie inhuman! Wie stumpfsinnig! Wie wichtig ist es dagegen, sich nicht abzuschotten, sondern Gedanken fließen zu lassen, um in einen Diskurs treten zu können. In Nürnberg ploppt die Geschichte eindringlich auf. Eine geschichtsträchtige Stadt, deren Wunden, die der Krieg geschlagen hat, unverkennbar in das Stadtbild eingeprägt sind. Man darf auf die Transformation gespannt sein.



18.

27.7.2020

Herrlicher Sommertag am Ravensburger Rutenmontag. Rutenmontag? Diesmal sind Festzug, Rummel, Adlerschießen, Antrommeln, Theater und Haxenverkostung wegen Corona ausgefallen. Ein paar Unblehrbare meinten, einen "Trommelzug für die Freiheit" veranstalten zu müssen, mit zum Teil skurrilem Programm. U.a. hielt ein Pastor Stockmann eine gottesdienstähnliche Veranstaltung ab, bei der er mehr als krude Thesen verbreitete. Habe mit einem Leserbrief in der Schwäbischen Zeitung meinem Ärger Luft gemacht. Der Berliner Prediger behauptet doch allen Ernstes, das Virus gäbe es gar nicht, er vergleicht die Lockdown-Maßnahmen mit der Nazigesetzgebung von 1933 und behauptet weiteren Unsinn.

Nette Reportage höre ich im SWR über die Ente, den legendären 2 CV, dessen letztes Exemplar heute vor 30 Jahren vom Band lief. Es war mein Traumauto. Wurde quasi als Ackerfahrzeug 1948 konstruiert. Der Auftrag an die Konstrukteure: Ein französischer Bauer sollte mit dem deux cheveaux einen Korb mit rohen Eiern unverletzt über einen Ackerweg transportieren können. Sehnsucht pur. O wie schön war es mit meiner 18 PS und 431ccm starken nach Basel zum Studium zu fahren, und nach Taizé. Zehn Zigaretten habe ich am Lenkrad (!) auf der Basel-Tour gedreht und auf meinem UHER Report die neuesten Songs gehört. Es war schon eine ganz spezielle Freiheit, eine Leichtigkeit des Seins mit meiner TÜ-DX 14, bis der Rost uns 1982 leider schied.


17.

8.7.2020

Es ist Hochsommer. Wir erkennen es an den Ballen, die sich aufs Rahlenhofer Feld verteilen. Der Arbeitskreis Christ*innen in der SPD hat am vergangenen Samstag virtuell getagt. Ein interessantes Setting mit 35 sozialdemokratisch orientierten Christ*innen haben sich am Bildschirm ausgetauscht. Über Ergebnisse berichte ich anderer Stelle in meinem Blog. Hängen geblieben ist mir unter anderem die Aussage, die Wolfgang Thierse in die Diskussion eingebracht hat: wir treten nun ein in ein Zeitalter der Schonung von Beziehungen, der Natur und der Tierwelt. Das Wort Schonung kenne ich aus der Waldwirtschaft und das bedeutet bekanntlich ein ungehindertes Aufwachsen frisch gepflanzter Bäume zum Zwecke der Nachhaltigkeit (ein Begriff, den wir ebenfalls aus der Waldwirtschaft entnommen haben). Was bedeutet nun "Beziehung, Natur und Tierwelt schonen"? Ich denke, dass wir uns mit unsern Beziehungsfeldern neu auseinandersetzen müssen. Corona zeigt uns, dass wir bei unserem Lebensstil neu ansetzen und manches neu bewerten müssen. D.h. Mobilitätskonzepte überdenken, unseren Konsum in Frage stellen. Heute auf meiner Nordic Walking-Tour bin ich soviel Fahrrädern begegnet wie noch nie. Ein tolles Zeichen! Wir sind mitten im Stadtradeln, bin bereits 48 km dienstlich geradelt. Eine tolle Initiative!



16.

30.6.2020

Als uns das Coronavirus im Griff hatte, wurde uns immer klarer, was wir bislang für selbstverständlich gehalten haben - und plötzlich nicht mehr selbstverständlich war: der Spaziergang. Der irische Neurowissenschaftler Shane O´Mara hat genau das zum Thema seines neuen Buches gemacht. Sein Buch "Das Glück des Gehens" habe ich nach der Lektüre eines Interviews mit ihm bestellt. Darüber an dieser Stelle mehr, wenn ich es gelesen habe. Seine Grundmessage: "Bewegen Sie sich wo es nur geht!"



15.

17.6.2020

Früher war dieser Tag mal ein Feiertag: der "Tag der deutschen Einheit" erinnerte an die niedergeschlagenen Arbeiteraufstände von 1953 in Ost-Berlin. Der Tag begann recht mild, aber der Regen war förmlich zu riechen und Nebel ist auch schon. Keksdürfte wabern auch aus unserer Keksfabrik (an der ich immer vorbeiwalke), deutlich zu riechen der Plätzchenduft für die Weihnachtsproduktion. Weihnachten? Man mag gar nicht dran denken, wie wir das in diesem Corona-Jahr gestalten werden. Krippenspiel mit Abstandsgebot? Vor zwei Tagen war ich in Stuttgart bei einem Studientag zur Vorbereitung einer interreligiösen Studienreise nach Marokko. Geplant ist das Ganze im September, Stand heute aber noch nicht durchführbar. Zumindest eine Kennenlernrunde hat es gegeben und viel Appetitmacher auf ein interessantes Land. Wir gehen dem Jahreszenit entgegen: Am 21. Juni gibt es ein Tauffest mit großer Familienbegegnung.



14.

27.5.2020

Wir steuern auf unseren ersten Gottesdienst unter Corona-Bedingungen zu. Pfingstsonntag, 31.5. wird es so weit sein. Bin ja sehr gespannt, wie wir mit den engen Hygieneauflagen klarkommen. Und wie fühlt sich ein Gottesdienst ohne Singen an? Ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen. Heute herrliches Wetter, Bergsicht, ein etwas kühler Nordwind bläst übers Feld, aber dafür Sonne pur. Etwas Hamburg-Feeling. Wir planen Familienfeiern, Taufe Mathilda, einen runden Geburtstag in Tübingen. Planen ist so schwierig in diesen Zeiten. Gestern kam die Schwäbische Zeitung auf uns Pfarrrer*innen zu. Eine Redakteurin wollte wissen, was es Positives zu Corona gibt und wie es sich aus unserer Sicht um die Solidarität bestellt ist. Ich antwortete ausführlich.


13.

10.05.2020

Sonntag Kantate, Muttertag und bestes Maiwetter zum Stöcke nehmen und loslaufen. Habe in der vergangenen Woche zum ersten Mal ein Youtube-Video eingespielt. "Echo des Himmels! Heiliges Herz!" Friedrich Hölderlin zum 250. Geburtstag. Susanne Droste-Gräff hat die Hölderlin-Texte einfühlsam rezitiert. Da ich mit Smartphone aufgenommen habe, ist die Tonqualität nicht optimal. Umso mehr kommen die Stimmen der Vögel in unserem Garten zur Geltung. Passt zu Friedrich, diesem Naturburschen, diesem Wanderer durch die religiösen Glaubenswelten. Zwei Bücher und ziemlich viele Aufsätze habe ich für meine Betrachtung zu Rate gezogen. Das wichtigste Buch stammt von Reiner Strunk, dem ich den Titel meiner Betrachtung entnommen habe: Echo des Himmels! Heiliges Herz!" und das Buch des Ravensburgers Thomas Knubben, der den Weg Hölderlins von Nürtingen nach Bordeaux durch die Winterlandschaft nachgewandert ist und ziemlich gut davon schreibt. Mein emeritierter Kollege Ulrich Fentzloff hat sich zur Christologie Hölderlins geäußert, was auch sehr hilfreich war zur Einordnung dieses ungewöhnlichen religiösen Poeten und Freigeistes.

12.

28.4.2020

laufenohneschnaufen (los) zum zwölften. Heute deutet sich endlich ein Wetterwechsel an. Regen ist zumindest angesagt. Nach 4 Wochen durchweg Sonnenschein! Es war herrlich. Aber nun haben wir alle diesen Regen nötig. Vor allem die Natur, die leidet. Was sich hier vor dem Feld vor uns zeigt, ist ein roter Klee, der nicht aus den Startlöchern kommt. Vom Raps ganz zu schweigen. Und wie der Wald leidet! Das Klima ist ein Thema, das nicht in Vergessenheit geraten darf. Wie sind die Chancen des Neuanfangs für unser Weltklima nach der Coronakrise? Ich befürchte, dass der Wirtschaft wieder alles untergeordnet wird und hochgefahren wird, was das Zeug hält. Bin aber ein Hoffnungsmensch. Für mich hat der Gedanke überaus Charme: die Grenzen unseres Wachstums sind nun erreicht. Wir fördern intelligente Lösungen für die Transformation. In der Kirche können wir dafür einen geistigen Prozess initiieren. Dann höre ich wieder, dass die Bundesregierung die Militärausgaben im letzten Jahr um 10% gesteigert hat. Und meine SPD macht da mit? Das verwirrt mich schon etwas.



11.

19.4.2020 Wie die neugeborenen Kindlein (Quasimodogeniti)

Eine Symphonie von Farben und Düften hat sich über den Sonntag gelegt. Ein herrlicher Tag zeigt sich von seiner besten Frühlingsseite. Viele Jogger*innen sind unterwegs, die Bäume blühen um die Wette und die Kühe mit ihren Babys tummeln sich genüsslich auf der Wiese hinter dem Rahlenhof. Wenn uns nicht der Virus im Dauergriff hätte, könnte man von traumhaften Verhältnissen sprechen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass es fürchterlich trocken ist. Wir erwarten sehnsüchtig den Regen. Am Freitag haben wir gemeinsam ein christlich-muslimisches Gebet auf der Veitsburg gefeiert. Michael Schindler, der Imam der Moschee in der Schützenstraße, sein Übersetzer und ich beteten für die Menschen, die von der Krise betroffen sind (s.Blog).




10.

13.4.2020. Ostermontag.

Ein neuer Weg an Ostern. Ostern ist immer mit neuen Wegen verbunden. Habe mich entschlossen, mal eine andere Strecke zu wählen. Flussabwärts an der Schussen entlang nach Oberzell, anschließend ich den Oberzeller Wald, über den Voglerhof in den Rahlenwald, an der Grillhütte am Kinderspielplatz und Waldkindergarten vorbei zu "meiner" Fotografierstelle am "Panoramaweg" zwischen Weststadt und Rahlenhof (s. Photo). Zart entfaltet der Birnbaum (rechter Bildrand) ihre Blüten. Die Apfelblüten müssen noch warten. Ich liebe diesen zarten Aufbruch. Würde ihn gerne festhalten. Höre im DLF eine wunderbare Reportage zu Leonhard Cohen "Das gebrochene Halleluja". Seine jüdische Herkunft, die versteckten Inhalte mit Anspielungen auf das Christentum, das Vermächtnis in seinem letzten Interview drei Wochen vor seinem Tod. Ein großartiger Sänger, zweifelnd und hoffend, in jedem Fall eingebettet in sein Jüdischsein, das immer wieder durchbricht, gerade in den verstörenden Partien seiner Biographie. Seine letzte CD "You want it darker", die er schwer vom Tode gezeichnet im Studio aufzeichnet, begleitet mich seit über einem Jahr. Ein großartiger Sänger mit einer wunderbaren Message.


9.

9.4.2020. Gründonnerstag.

Der Frühling kommt mit hohen Temperaturen. Heute morgen Gedenkminute für Dietrich Bonhoeffer, der genau vor 75 Jahren von den Nazis ermordert wurde. Mittlerweile wurde ich umquartiert mit meinem Büro, da mein Stockwerk z.T. für Isolationszimmer vorgehalten werden soll. Die Corona-Krise hat uns im Griff: Ausgangsbeschränkungen, Abstandhalten, Hygieneverordnungen: all das trifft uns im Gottesdienst. Undenkbar schien es vor kurzem, dass die Gottesdienste an Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern nicht gehalten werden können. Es ist so und die Kolleg*innen sind sehr kreativ mit Videogottesdiensten. Das ist nicht so mein Metier. ich versuche mit meinen Blogs meine theologischen Gedanken zu verbreiten. Heute habe ich an ca. 20 Gemeindeglieder meine Karfreitagsbesinnung verteilt. Die Menschen sind bedüftig, sie wollen reden, irgendwie auch Nähe spüren. Mal sehen, wie lange uns noch dieses Abstandhalten auferlegt wird. Es ist zum Schutz vor Ausbreitung der Pandemie und das ist auch gut so. Wir haben es hier ganz gut. Die Menschen in den Hochhäusern tun mir leid (Ganz schlimm: New York und Ecuador). Jetzt hoffen wir auf Beste, auch ohne virtuelle Abendmahlfeier am Gründonnerstag. Darüber ist nun eine theologische Diskussion entbrannt.


8.

23.3.2020. Montag.

Heute berichte ich über die Virus-Epidemie und wie sie mich betrifft. Seit 10 Tagen ist mir eine häusliche Quarantäne verordnet. Wir waren von 9.-11.März in Frankreich, das just am Tag unserer Rückreise zum Risikogebiet deklariert wurde. Von unseren Kindern bekamen wir eine Nacht in einem Hotel in the middle of nowhere in den Vogesen geschenkt. Das hatten wir umgesetzt und mit einer weiteren Nacht kombiniert. Wie vertraut uns diese Orte, die Landschaft, die Stimmung waren. Trotz Dauerregens konnten wir all das sehr genießen. Wir besuchten unsere Freunde in Biffontaine und Corcieux und machten uns nach drei erfüllten Tagen auf den Weg zurück. Zuhause angekommen wurden wir von unseren Ärzten in Quarantäne gesteckt. Gleichzeitig überschlugen sich die Ereignisse. Eine Einschränkung nach der anderen. Kontaktverbot, Gottesdienst- und Versammlungsverbot, Beerdigungseinschränkung. Keine Hochzeiten, keine Taufen, uns so fort. Kirche muss jetzt erfinderisch sein. Eine digitale Wende könnte auf uns zukommen in diesen Zeiten des Abstandhaltens. Mal sehen, was daraus noch wird.


7.

8.3.2020. Sonntag.

Laufenohneschnaufen grüßt mal wieder. Die Bilder ähneln sich natürlich, aber alles fühlt sich deutlich frühlingshafter an. Das war ja kein winter bis jetzt. Mal sehen, was noch kommt. Der Coronavirus breitet sich aus. Italien riegelt den Norden ab. Keine kulturellen Veranstaltungen in Mailand, Parma, Venedig. Keine Gottesdienste! 16 Millionen in Quarantäne. Man hört von Toten, nicht nur in China, wo alles seinen Anfang genommen hat. Man hört aber auch von Genesenen. Das beruhigt.

Und trotzdem: Was kommt noch auf uns zu? Ich freue mich auf die Taufe heute in Oberhofen. Und ich freue mich auf den nächsten Gottesdienst am 22.März. Dann wird es um Friedrich Hölderlin gehen. Den habe ich wieder neu für mich entdeckt. Sind ja auch viele Berührungspunkte: Tübingen, Theologe, psychiatrieerfahren, Dichter. Wir feiern seinen 250. Geburtstag am 20.März. Recherchiere schon kräftig. Lese gerade das Buch: Thomas Knubben, Friedrich Hölderlin. Die Winterreise. Ein tolles Roadbook. Knubben ist den Weg von Nürtingen nach Bordeaux nachgegangen. Hölderlin war viel unterwegs. Spannend und amüsant geschrieben. Empfehlenswert.


6.

7.2.2020. Freitag einer denkwürdigen Woche.

Der FDP-Politiker Thomas Kemmerich lässt sich am Mittwoch im Thüringer Landtag mit den Stimmen von CDU und AFD zum Ministerpräsidenten wählen. Danach ist politisch alles anders. Die einen sprechen von Tabubruch, die anderen von einem unverzeihlichen Vorgang. Die AFD lacht sich ins Fäustchen. In den Folgetagen überschlagen sich die Ereignisse. Am 10.2. tritt AKK zurück. Gleichzeitig tobt der Sturm Sabine. Stürmisch geht es in der Politik zu. Ruhig geht es dagegen bei unserem Seminar für die neugewählten Kirchengemeinderät*innen zu. Ich konnte mich mit einem Beitrag zum Thema Partnerschaft mit der Stadt einbringen. Abends dann das erste Konzert der Kulturkirche. Hierzu verweise ich auf meinen anderen Blog.


5.

1.1.2020.

Das neue Jahr hat mit ungebrochener Böllerei und Feuerwerk begonnen. Nicht für mich. Ich mache nicht mit, wenn Millionen verpufft werden und wir die Luft mit Feinstaub belasten. Auch die Tiere erschrecken. Es ist einfach nicht zeitgemäß. Ich mache mich auf den Weg durch den verschlafenen Neujahrsmorgen. Gestern kehrte ich von einem Kurztripp nach Hamburg zurück. Ich bin noch ganz erfüllt von der spirituellen Kraft, welche die Hauptkirche St. Michaelis anhaltend ausstrahlt. Der Abendmahlsgottesdienst am Tag der unschuldigen Kindlein (28.12.), mit zwar spärlichem Besuch, aber mit kraftvoller, durchkomponierter Liturgie und einer hervorragenden Predigt des dortigen Hauptpastors Röder (nichts von nachweihnachtlicher geistiger Müdigkeit zu spüren, die mich bisweilen befällt!). Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, dass während der Zerstörung Hamburgs (Operation Gomorrha Juli 1943) in der Krypta der Kirche vier Kinder geboren worden: Während des Feuersturms hatten Menschen hier Schutz gesucht. Was liegt am Tag der unschuldigen Kindlein näher, als die Parallele zur Geburt Jesu in der Krippe zu suchen. Ich habe sie gefunden: am selben Abend bei der Ballettaufführung (John-Neumeier-Ballettensemble) des Weihnachtsoratoriums (I-VI) von Johann Sebastian Bach in der Staatsoper Hamburg. Sechs Jahre nach der Premiere (an der ich zufällig auch präsent war) war ich wieder ähnlich berührt von der Anmut, der Schönheit und der Aussagekraft dieses über drei Stunden dauernden Ereignisses. Für mich ein geistiges Ererignis ersten Ranges, das mir nicht aus dem Kopf geht.


4.

8.12.2019, 2.Advent, ca. 8 Uhr.

Die Sonne hat sich mühsam durch den Nebel gekämpft. Anfang Dezember erwartet uns ein recht milder Tag mit Föhn, Stürmen und zweistelligen Temperaturen. Auf meiner etwa fünfzigminütigen Laufstrecke erwartet mich eine Geschichte auf DLF in der Sendereihe "Am Sonntagmorgen" von Susanne Niedermeyer mit dem Titel: Fliegenlernen. Ich freue mich schon zum Start an der wunderbaren floskellosen Sprache. So beginnt die Geschichte: "Ich sitze mit diesem Freund im Café, dem es wirklich scheiße geht und denke, dass jetzt ein Engel gut wäre ..." Ja, die Engel. Würden wir sie wegstreichen, was bliebe noch von der Weihnachtsbotschaft übrig? Heute feiern wir die Verabschiedung von Pfarrer Stefan Brückner in den Ruhestand. Es waren sehr schöne sechs Jahre in konstruktiver Partnerschaft unserer so unterschiedlichen Aufgabenbereiche: er in der Gemeinde Eschach, ich in der Krankenhausseelsorge Weissenau. Es war eine Zeit der Solidarität und der gegenseitigen Wertschätzung. Das werde ich auch in meinem Grußwort sagen.



3.

17.11.2019 Volkstrauertag.

Ökumenischer Friedensgottesdienst zum Volkstrauertag am 17.11. Ich werde über die sogenannte Feldrede des Lukas (Lukas 6,27-38) predigen. Besonders hervorgehoben wird darin das Gebot der Feindesliebe, das von Jesus gleich zweimal erwähnt wird (Verse 27 und 35) und mit ihr verbunden die Bitte um Vergebung. Folgende Geschichte habe ich in der Predigtliteratur gelesen. Sie erscheint unfassbar, liest sich aber wie eine Konkretion des Textes:

Am 17. Juni 2015 tötete ein Attentäter in Charlseton, North Carolina, neun Menschen. Er hatte eine Stunde lang an einer Bibelstunde der Mother Emanuel African Methodist Episcopal Church teilgenommen, als er das Feuer eröffnete und sechs Frauen und drei Männer erschoss. Schon während der Anhörung des Täters sprachen die Hinterbliebenen öffentlich Vergebung aus. Marlene Coakley-Jenkins, deren Schwester Myra sich unter den Opfern befand, sagte: "Ich bete dafür, dass er (der Täter) inrgendwann Gottes Gnade findet. Gottes Barmherzigkeit gilt auch ihm. Wir können es uns nicht erlauben, auch nur eine Seele auf Erden zu verlieren. Ich bin bereit, ihm zu vergeben. Ich muss, denn sonst würde so vieles blockiert sein. Nichts Gutes erwächst aus Hass." (Gespräch mit Marlene Coakley-Jenkins, https://wapo.st)


2.

10.11.2019

"Seltsam im Nebel zu walken ..." Ganz so seltsam ist es gar nicht, wie es Hermann Hesse einst beschrieb. Es ist der 10.November, Martinstag, Sonntagfrüh über dem Schussental. Da ist Nebelzeit angesagt in der Bodenseeregion. Der nebulöse Tag passt zur Stimmung dieser Novembertage. Gestern, der 9.11., ein Schicksalstag für die Deutschen. In die Freude über den Mauerfall vor genau 30 Jahren mischt sich das Gedenken an den 9.11.1938, als die Synagogen brannten, weil die Nazis dem jüdischen Leben in Deutschland ein Ende bereiten wollten. Die "Endlösung" der Judenfrage sollte mit der Schändung der Gotteshäuser den Anfang nehmen. Niemandem schien ernsthaft bewusst gewesen zu sein, dass es sich um eine Gotteslästerung handelt, wenn man Gotteshäuser zerstört, heilige Geräte und Thora-Rollen schändet, Bücher verbrennt. Über sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens fielen dem Rassenwahn zum Opfer. Heute blüht jüdisches Leben wieder auf. Gott sei Dank. Und heute abend gehe ich ins Theater: Kibbutz Contemporary Dance Company 2 tritt auf anlässlich des Landes-Jazz-Festivals 2019 in Ravensburg. Ich bin gespannt.


1.

7.11.2019

Herzlich Willkommen zu meinem Blog laufenohneschnaufen. In loser Folge werde ich von meinen Nordic-Walking-Touren in der Umgebung von Ravensburg berichten. Da ich mit meinen Stöcken (habe ich nach 10jährigen guten Joggingerfahrungen für mich nun entdeckt) immer dieselbe Strecke laufe (don´t change a running system) fällt mir die Veränderung der Natur im Jahreslauf besonders auf. Dieses Bild habe ich am frühen Donnerstagmorgen, den 7.11.2019 aufgenommen. Es zeigt noch den Nebel im Schussental und die Spitzen der österreichischen Alpen von der Morgensonne bestrahlt. Als Beauftragter für Kirche und Sport im Kirchenbezirk Ravensburg steht die Bemühung um körperliche Fitness quasi in meinem Dienstauftrag. Nicht nur das. Für mich hat das Laufen neben der leiblichen auch eine spirituelle Dimension. Gedanken können fließen. Davon möchte ich immer wieder - wenn es sich ergibt - berichten und zum Laufen ohne Schnaufen ausdrücklich ermutigen. Aber genauso zum Innehalten. Im Übrigen halte ich es mit Angelus Silesius: „Halt an, wo läufst du hin, der Himmel ist in dir; Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für.“




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